Live life to the full…. Now !

Judith Volker Titel

Judith Volker lebt Hospitality, also ganz einfach ausgedrückt: echte Gastgeberin zu sein. Die gebürtige Holländerin, die ihre Karriere beim Cirque du Soleil angefangen hat, sprudelt über vor Ideen und zeigt mit ihren Antworten auf unseren Fragebogen (den sie das eine oder andere Mal sprengt), dass die Kunst Gäste glücklich zu machen, durchaus von der Kunst inspiriert sein kann. Dass wir aber vor allem viel mehr Mut brauchen, neue eigene Wege zu gehen.

Judith Volker LebensfreudeWer bist du ?

Uff, eine Frage, die ich gar nicht so einfach finde. Aber ich versuche es mal:

Creator of consistent concepts mit Schwerpunkt luxury Hospitality. Das ist meine neu erfundener allgemeine Titel, der meine Leidenschaft und Expertise für all das beinhaltet, was ich beruflich mache

Weiterhin bin ich:

  • Deputy Managing Director of Hotel Tannenhof *****S in St. Anton am Arlberg (ein kleines, sehr exklusives Hotel, das aber in jedem Detail versucht, Gästewünsche zu erfüllen bevor sie ausgesprochen werden)
  • Creator and founder of “Magical Places” für internationale hospitality and living projects. (ein Projekt “in progress” über das wir sicher noch berichten warden)
  • Mitglied des Advisory Boards of Small Luxury Hotels of the World.
  • Last but not least : Stolzes Mitglied von der Culinary Ladies, das ich als ein sehr potential starkes Netzwerk betrachte. (Danke, Judith!!)

Judith Volker Business PortraitWow, das klingt sehr beeindruckend – aber bitte, wie kommt man denn auf den Titel: „Creator of consistent concepts mit Schwerpunkt luxury Hospitality“

Dieser Titel ist eigentlich im Lockdown entstanden – allerdings aus sehr vielen Gedanken und Projekten, die mich schon seit langem beschäftigt haben

In der vergangenen Jahrzehnten haben wir uns alle sehr viel mit Marketing und der Erschaffung von Marken beschäftigt. In vielen Unternehme werden tolle Mission Statements definiert und Set of Values zusammengefasst. Leider fehlt dann aber die Konsequenz, diese Philosophie auch tatsächlich zu leben. Das möchte ich mit meinen Projekten gerne ändern. Im Tannenhof setzen wir das bereits um. Bei „Magic Places“ arbeite ich gerade daran.

Gibt es Menschen/Unternehmen, die dich sehr geprägt haben?

Meinen ersten Job hatte ich beim Cirque du Soleil, als „Communication Agent on Tour“ in Europa. Wie großartig das war, was ich dort erlebt habe, habe ich eigentlich erst später verstanden. Beim Cirque de Soleil ging es um echte Erlebnisse, nicht nur um die abzuhakende Erfahrung eines Show-Besuchs. Und das hat sich durch die gesamte Unternehmenskultur gezogen – deswegen konnte es auch nach außen genauso wirken.

Cirque war damals ein wunderbares Beispiel von Consistency, also der Konsequenz einer Philosophie in allen Bereichen, in der gesamten Unternehmenskultur. Eine echte Ausnahme in der Wirtschaft, auch wenn ich das damals, da es mein erster Job war, noch gar nicht verstanden habe. Ich spreche bewusst in der Vergangenheit denn das Unternehmen ist nicht mehr in den Händen des Gründers, sondern gehört einer Investorengruppe – und leider hat sich da der Wind auch entsprechend gedreht.

Aber es gibt einen Lichtblick: Während der Krise gerade ist das Unternehmen natürlich in große Schwierigkeiten geraten und es gibt Gerüchte, dass der Gründer vorhat, es wieder zurück zu kaufen. Das wären wirklich gute Nachrichten.

Zurück zu Dir: Wie geht es Dir gerade, während diese Krise uns ja noch alle beschäftigt?

Mir geht es wunderbar. Auch wenn ich gerade nicht weiß, wie es mit vielen Projekte weitergeht, alles ein wenig zähl läuft, wenig Bewegung stattfindet, weil keine Entscheidungen getroffen werden. Aber obwohl ich deshalb ziemlich mit meiner angeborenen Ungeduld kämpfe, betrachte ich dieser Zeit als sehr essentiell und wertvoll.

„Denn sie bietet die einmalige Chance, bei sich selbst auf zu räumen, neue Wege einzuschlagen oder auch mal anderen zu helfen. Mir bringt diese Zeit auch die Klarsicht, um aufhören mit bestimmtem Pseudo-Benehmen und stattdessen richtige Werte zu erkennen und zu leben, wie beispielsweise Integrität, Freude und Ehrlichkeit.“

Was ich liebe im Hospitality Bereich?

Dass ist mir gerade in den letzten Tagen wieder aufgefallen – wobei ich mich dabei schon ein bisschen gefragt habe, ob ich nicht ein leichte Fachidiotin bin: Ich war ein paar Tage Spanien, eingeladen in einem der schönsten und luxuriösesten Hotels, die ich dort kenne. Sie hatten gerade ein paar Tage vorher wiedereröffnet – und ich habe mich gleich angeboten, mein Feedback zur Guest Experience und zum allgemeinen operativen Geschäft (natürlich auch aus Fach-Sicht) einzubringen. Das Management war sehr glücklich darüber. Ich habe mich dann allerdings gefragt, ob ich eigentlich noch fähig bin, ein Hotel oder Restaurant als normaler Gast zu erfahren. Aber es ist eben wirklich auch meine Leidenschaft.

Was magst Du am wenigsten in Deinem Beruf?

Am wenigstens Spaß, besser gesagt traurig, macht mich, dass sich immer wieder Gäste nur damit beschäftigen können, ob sie vielleicht nicht zu viel bezahlt haben – statt einfach grenzenlos zu genießen, was sie alles angeboten bekommen.

Nicht ganz im Ernst (oder doch?) sage ich immer: Man sollte nachträglich der Person hinter Gittern bringen, die den Spruch ‚Geiz is Geil‘ erfunden hat!

Was ist Mut für Dich?

Mut ist eine grundlegende Eigenschaft, die wir alle brauchen, wenn wir die Dinge neu gestalten wollen.

So oft heißt es: ‚Die Gäste wollen das so, die wollen keine Änderung‘. Ich bin nicht immer sicher, ob eine solche Aussage nicht oft einfach der Versuch ist, in der eigenen Komfortzone zu bleiben. Nur sollten wir verstehen, dass Menschen ständige Stimulanz und Impulse brauchen.

Das heißt gar nicht, dass man sein Konzept jedes Jahr ändern soll – das wäre zu viel. Nein, es geht darum den Gästen zuzuhören, und dann kontinuierlich zu überlegen, wie man die Erlebnisse für sie verbessern kann. Mut bedeutet für mich also, sich immer wieder „den Schuh des Gastes anzuziehen“ sein eigenes Produkt mit kritischen Augen zu betrachten und Antworten auf die Frage zu finden: „Bin ich in der Lage meinem Gast das zu geben, was er sich wirklich wünscht?“

Was ist Erfolg für Dich?

Erfolg bedeutet für mich, dass ich selbst zufrieden und glücklich bin mit meinen Leistungen. Selbstverständlich werden diese Glücksgefühle nochmal verstärkt, wenn andere Leute bestätigen, dass mir das gelingt. Wie schön ist es, wenn du das Leben eines anderen positiv berührst?  Gerade das liebe ich ja so. Dass man in der Hospitality Branche so mächtige Werkzeuge hat, um bei den Gästen diese Glückgefühle erzeugen.

Hast Du Vorbilder?

Picasso: ein Genius in der Kunstgeschichte! Ich bewundere seine Gabe, sich so sehr von seiner direkten Umgebung inspirieren zu lassen und gleichzeitig eine neue Perspektive, nein viele neuen Perspektiven von erlebten Situationen und Objekten zu schaffen. Auch wenn er, wie die meisten Menschen, auch seine dunklen Seite hatte, ich finde er war ein Meister darin, seine Leidenschaft zu leben, den Mut zu haben, die Regeln der damaligen Kunstwelt zu ignorieren und spielerisch neue, eigene Wege zu gehen. Gerade dadurch ist er zum großen Meister geworden.

Gibt’s auch ein lebendes Vorbild?

Momentan der Autor, Redner und Coach Veit Lindau: Großartig! Er schafft es, Brücken zu bauen zwischen Wissenschaft, Universum und dem ganz Persönliche und Individuellen.

Er vermittelt das Bewusstsein, dass wir viel mehr sind als ein einzelnes Individuum, sondern eben Teil eines ganzen organischen System sind. Und dass wir Verantwortung für unseres eigenes aktives Handeln und Denken übernehmen müssen, statt immer das der anderen zu kritisieren!

Kannst Du da ein Beispiel nennen?

Ein gutes Beispiel dafür ist, dass wir damit anfangen müssen, uns wirklich bewusst zu machen, welches Essen wir zu uns nehmen. Die Wahl von frischen, lokalen und biologischen Produkten beeinflusst nicht nur uns, sondern eben auch die Umwelt. Ich kann das nicht nur beim eigenen Einkauf entscheiden, sondern auch, indem ich bewusst in Restaurants gehe, die entsprechende Produkte anbieten. Und die eine Philosophie verfolgen, die den wertschätzenden Umgang mit Mitarbeitern pflegen und sich von Herzen um das Wohl ihrer Gäste beinhaltet.

Dabei ist noch ein anderer Aspekt interessant, den Veit Lindau betont: Geld ist Energie. Wo ich mein Geld lasse, dorthin gebe ich Kraft. Man hat also als einzelner Konsument viel mehr Macht als man denkt, um die Welt mit zu gestalten.

Beeinflusst dieses Vorbild Deine Arbeit, Dein Leben?

Seinen Ansatz von Brückenbau versuche ich ganz deutlich in meine Projekte einfließen zu lassen: Es gibt so viele wissenschaftliche Studien darüber, was der Mensch braucht, über seine Werte, welche Trends es gibt etc. . Leider werden die ganz wenig in konkrete Projekte umgesetzt. Wir verkehren hier im Mittelmaß, sowohl, was den Bereich Wohnen angeht, als auch den Bereich Gastfreundschaft. Stattdessen sollten wir es doch schaffen, das anzubieten, was die Menschen nachhaltig glücklich macht. Ich finde es eine herrlich herausfordernde Aufgabe, diese Übersetzung von den Bedürfnissen der Gäste in ihre Erfüllung oder vielleicht noch sogar noch ihrer Wünsche hinzubekommen.

Worüber kannst Du herzlich lachen?

Privat lache ich prinzipiell einfach gerne und häufig. Beruflich amüsiere ich mich bestens an der Rezeption. Das ist so oft Situationskomik, die man leider gar nicht richtig beschreiben kann, wenn man sie nicht erlebt. Genau deswegen kann ich mir keine Hotel-Rezeption vorstellen ohne Menschen vor und hinter dem „Tresen“. Denn genau hier wird es menschlich und genau hier ensteht der erste echte Mehrwert für den Gast. Auch durch gemeinsames Lachen.

Und was mich richtig mürrisch macht?

Also ganz klar: wenn ich nicht rechtzeitig und regelmäßig etwas zu Essen bekomme.

Gerade bei meinem letzten Aufenthalt in Spanien wurde ich da ziemlich auf die Probe gestellt: Eingecheckt haben wir in einen sehr abgelegene Hotel so um 15 Uhr. „Küche gerade geschlossen“ hieß es. Gut, also warten auf das Abendessen – mit dann wirklich (also wirklich!!!) kleinen Portionen. Ich habe auf das Frühstück gehofft. Das war dann das uninspirierteste Frühstück, das ich je bekommen habe: 2 Schnittchen Toast, abgepackte Butter und Supermarkt Marmelade. Ich wollte gar nicht auf die Diät gehen! Dementsprechend war meine Laune. Aber immerhin: Es gab keine Toten ….

Judith Volker No Parking
Stehenbleiben und sich in seiner Parklücke wohlfühlen, das ist gar nichts Judith Volkers Stil- egal mit welchem Gefährt

Zum Schluss:

Ich glaube ich habe es schon mehrmals erwähnt, aber es ist mir eben auch wichtig: Wir sollten alle zusammen Mut haben, verstehen, dass es viel mehr Möglichkeiten gibt als wir denken, Dinge anders anzugehen, neu zu gestalten. Das Culinary Ladies Network ist dafür eine hervorragende Plattform, um unmögliches Möglich zu machen.

Have courage: Live life to the full…. Now !

Bildnachweise: alle Andrea Altemüller

Judiths Herzensprojekt an dem Sie gerade arbeitet, findet Ihr hier Magical Places