Mandy Engelhardt coacht nicht nur Auszubildende, Gastgeberteams und angehene Führungskräfte – sie kümmert sich auch um die Menschen dahinter. Und ist genau deswegen auch so erfolgreich. Und in ihrem Podcast Gast.Freundschaft.Leben spricht sie daher nicht über reine Gastro-Themen sondern auch über Burn-Out oder die Suche nach den eigenen Werten.
Und wenn sie etwas ändern könnten, dann: Dass (auch Frauen und Männer) mehr miteinander geredet wird – und die Ausbildung in der Branche viel mehr auf die Auszubildenden eingeht – sie sind das Potential von morgen.
Aber beginnen wir mit ein paar Fakten, bevor Mandy den Culinary-Ladies-Fragebogen beantwortet.
Ihr Job:
Mandy Engelhardt , übrigens auch unser Innsbruck-Hub ist (also unsere erste Erweiterung nach Österreich), ist Projektmitabreiterin im Bildungsmanagement Tourismus am WIFI Innsbruck, Tirol und leidenschaftliche, selbstständige Trainerin und Coachin.
Ihre Themen reichen dabei von Gästebegeisterung über Persönlichkeitsentwicklung bis hin zu Teamcoachings im Bereich Unternehmenskultur und die Kultivierung von Wertschätzung in den Betrieben. Für sie greifen all diese Themen ineinander und sind essentiell, damit Gastfreundschaft im Außen sowie im Innen blühen kann und GastgeberInnen eine lebenswerte Branche für die Zukunft gestalten können.
Die Kurzfakten
Diplomierte Lehrlingsausbilderin, Diplom Fach- und Online Trainerin.
Ehrenamtlich, Ausbilderforum Tirol – Beirat, Vertreterin Gastronomie und Hotellerie
Wenn nicht gerade Corona, war ich im Restaurant – Gastgeberteam von „Die Weiberleit“ im Raangen in Tirol.
Mutter von zwei Söhnen.
Mandy, erzähle uns Deine Geschichte: Gibt es ein ( oder mehrere Ereignisse), die dich geprägt haben, wenn ja wie?
Ich bin gebürtig aus Thüringen, Ostdeutschland und aufgewachsen im Bayerischen Wald. 2001 habe ich eine Ausbildung als Hotelfachfrau in einem Landhotel absolviert. Nach der Ausbildung war ich vier Jahre in einem schönen Wellnesshotel im Restaurant und an der Bar tätig. Eine tolle Zeit mit viel Freude und bei der aus Kollegen, Freunde und eine ganz besonders herzliche Gastrofamilie wurde.
Bis mich mein damaliger Lebenstraum einholte und ich mich auf meinen Weg machte. Von der Landpomeranze zur Weltenbummlerin auf große Reise. Das sollte die wohl eine der prägendsten Zeit für mich werden.
Du bist ganz wortwörtlich „in See gestochen“
Ja, von 2008 – 2012 war ich auf dem Traumschiff – MS DEUTSCHLAND – das 5 Sterne Grandhotel auf See – und durfte die ganze Welt sehen, jeden Tag Gastfreundschaft auf höchstem Niveau leben und damit Gäste begeistern sowie in vielen Ländern selbst kennenlernen.
Angefangen habe ich als Commis de rang und wurde dann Chef de rang als Weinstewardess. Ich lernte damals schnell, was Arbeiten wirklich bedeutet und dass ich jeden Moment eines Abenteuers auf dieser Welt genießen muss.
Zwischendurch gabe es noch ein paar andere Station. Aber bevor ich die hier alle aufzähle, lieber der Link auf meine Website, da könnt Ihr das alles nachlesen.
Aber auf dem Traumschiff hattest du auch eine schicksalshafte Begegnung..
Ja, denn nach vielen spannenden Reisen habe ich dort auch meinen heutigen Mann und inzwischen Familienpapa kennen gelernt.
Wir haben gemeinsam neue Träume und Pläne gesponnen. Nach der letzten großen gemeinsamen Fahrt mit dem Traumschiff, die uns zum Ende der Welt – Ushuaia und dem schönen Kontinent Südamerika 2011/2012 geführt hat, verabschiedeten wir uns von unserer Traumschifffamilie und starteten in neue Abenteuer.
Aber in Bewegung musstet ihr auch ohne Schiff bleiben …
Ja, jetzt hieß es für 2 Monate erstmal: Mit dem Camper durch die USA mit unseren Brüdern und einer Freundin. Die Ost und Westküste mit ganz viel Zeit und ohne Arbeit erkunden. Ein weiterer Traum wurde wahr.
Nur um Euch mal einen Einblick zu geben, hier ein Ausschnitt aus einem meiner Facebook-Posts:
So Zwischenbilanz aus den USA: Von Miami nach Chicago.
Mit dem Wohnmobiel 4.800 Milen gefahren (7.680 km), 577 Gallonen verheizt (2.186 L).
Am Ocean Drive in Miami gepost, in den Everglades Crocos geküsst, Spaces Shuttels starten gesehen, in New Orleans den Jazz gesucht, in den Blue Mauntains Bären gejagt und Elche geritten. Im Indianer Zelt gekuschelt, in Washington beim Boss zum Frühstück vorbeigeschaut und am Times Square ein Hot Dog verputzt. Bei Cap Cod die Dünen erklommen und in Boston den größten Hummer im ältesten Restaurant zerlegt! Bei den Niagaras Kanu gefahren und in Chicago eine giganto Pizza gehackt. Jetzt noch zur Blueman Group und dan ab zur Ostküste. freun uns auf noch 23 Tage USA.
PS: Peace and Love aus Chicago…….
Aber dann ging es wieder ins „normale“ Leben und in deine, ja doch sehr geliebte Gastro:
Die nächste berufliche Etappe startete 2013 im Interalpenhotel Tyrol als Oberkellnerin. Dort durfte ich mich weiterentwickeln und als Leader bis zur Restaurantmanagerin wachsen. Ich war sehr wissbegierig und habe Mitte 20 viele Weiterbildungen gemacht. Denn ich wollte schon damals auch die Lehrlingsausbildung im Hotel neu gestalten, damit die jungen Menschen Freude und Begeisterung am Beruf haben.
Und du warst ganz schön erfolgreich, vor allem – und das ist dir ja immer das Wichtigste – mit deinem Team
Das schönste Geschenk meines Teams war jedenfalls die Nominierung zum Rolling Pin Award 2016 – Maitre des Jahres. Ich durfte diesen Preis gewinnen, was für mich das schönste Feedback als Leader war.
(Infos zur Story und zum Award findet Ihr auch bei meinen Meilensteinen auf meiner Website)
Dann gibt es natürlich noch deine quicklebendigen Meilensteine
Stimmt, meine beiden Söhne. 2017 durfte ich Mama werden und nach meiner Elternzeit wieder ich die Aus.- und Weiterbildung in der Branche mitgestalten und an vielen spannenden Projekten arbeiten. 2021 kam Sohn Nummer 2, aber auch mit ihme arbeite ich weiter mit voller Passion als selbstständige Trainerin und Coachin und freue mich auf alles was kommt.
Meine persönliche Reise hat mich als Mensch und beruflich sehr vielseitig geprägt. Ich weiß, dass alles möglich ist, dass es aber ein WARUM braucht. Wenn dein Warum start genug ist, findet der Weg sich von selbst oder es tun sich Wege auf, um deine Träume zu verwirklichen.
Was macht dir am meisten Spaß an deinem Beruf ?
Ich liebe es neue Projekte im Tourismus zu entwickeln, sie zu begleiten, zu überarbeiten und die Früchte zu sehen, die entstehen. Mein Aufruf an alle da draußen:
Traut euch mehr in euren Betrieben, probiert neue Sachen aus. Vor allem wenn sie sich rund ums Thema Wertschätzung drehen. Wir können nur lernen und neue Abläufe oder Aktionen integrieren, wenn mal was schiefläuft und wir offen dafür sind – sonst können wir nicht wachsen!
Das schönste ist für mich: das Wachstum und die Freude der Menschen und der ganzen Teams zu sehen und sie auf ihrem Weg begleiten zu können.
Was ist Mut für dich?
- Etwas zu tun obwohl man Angst hat und vielleicht am Anfang nicht weiß, wie man zum Ziel kommt.
- Trotz aller Unsicherheit los zu legen, auch wenn alle anderen sagen: das klappt nicht !
- Seinen Weg zu finden und auch gegen den Strom schwimmen.
- Ein tolles Gefühl, wenn man zum Beispiel Aufregung oder Angst überwunden hat und seine Grenzen gesprengt hat.
- Wir sollten alle etwas mutiger sein.
Warst du immer mutig, ob ja oder nein, erzähl ein bisschen dazu
Nein, gar nicht. Ich war als Kind und Jugendliche sehr unsicher und habe mich wenig getraut . Mein Selbstvertrauen ist erst nach der Schule gewachsen und ich bin einige Schritte gegangen, die für mich sehr mutig waren.
Als ich gemerkt habe, was es für ein tolles Gefühl ist über sich hinaus zu wachsen und dadurch auch neue Menschen kennenzulernen und neue Erfahrungen und Erlebnisse zu sammeln, wurde ich immer mutiger.
Als junge Frau aus einem Dorf im bayerischen Wald das Ziel zu haben die weite Welt zu sehen und auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten war für mich damals meine erste große mutige Entscheidung. Und dann auch noch darüber zu erzählen, hat mich noch mehr Überwindung gekostet.
Ich habe also für mich und mein Leben den Entschluss gefasst mutig zu sein und das gelingt manchmal sehr gut und manchmal bin ich wie mein 15-jähriges Ebenbild und brauche mehr Zeit. Dann muss ich schon über mich selber schmunzeln. Aber auch das gehört zum Leben dazu.
Meinem Sohn sage ich vorm Einschlafen immer 4 Sätze und einer davon ist: Du kannst alles schaffen, sei mutig und trau dich!
Wenn er dann etwas Neues ausprobiert hat sagt er meistens voller Stolz: Mama heute war ich echt mutig!
Ich denke als junger Mensch braucht es einfach Menschen die fest an dich glauben, dich mutig sein lassen und dass auch laut sagen. Mir hat das in der Schulzeit sehr gefehlt. Alles musste im Rahmen sein und die Beurteilung nicht über den Tellerrand hinaus. Das engt einen kreativen Menschen der Dinge viel hinterfragt und ausprobieren möchte sehr ein und irgendwann traut man sich nicht mehr mutig sein.
Hast du je das Gefühl gehabt, es als Frau schwerer zu haben? Wenn ja, Beispiele
Ja schon. Ich denke, das hat aber erst begonnen. als ich mit Mitte Zwanzig die ersten Führungspositionen übernommen hatte. Vorher habe ich mir wenig Gedanken darübergemacht, denn ich war ja einfach Teil eines Teams, in dem Gleichheit nach Position herrschte.
Am meisten ist mir da in Erinnerung, wie unverständlich es für mich war, dass man sich bei einigen (männlichen älteren) Mitarbeitern erst mal Gehör verschaffen musste. Und dass sie oft in Gespräche eine gewisse Ignoranz zeigten, nur um einen spüren zu lassen, an welcher Stelle man ihrer Meinung nach stand.
Oder die „Witzelchen“ über Frauen, ihre Emotionen und die nicht straffe Hand in der Personalführung – im Gegensatz zur natürlich perfekten Führungsweise der Männer. Als „Mutter Theresa“ bezeichnet zu werden, weil man mit Auszubildenden empathisch agiert und kommuniziert ,war für mich unbegreiflich.
Wie bist du damit umgegangen?
Ich bin mir trotzdem treu geblieben und habe mich nicht unterbuttern lassen auch wenn’s nicht einfach war. Ich bettachte alle weiblichen Akzente der Führung, wenn man das wirklich so sagen kann, als eine Bereicherung und sehr wichtig für funktionierende Teams. Zumindest sind das meine Erfahrungen und Wahrnehmungen.
Wie war das dann eigentlich als du nach der Elternzeit wieder ins Berufleben zurück kamst?
Ich habe erst mal eine Bruchlandung hingelegt und bin in der Realität gelandet. Ich hatte gedacht: Mit meiner Berufserfahrung und meiner Freude an der Branche werde ich sicher gleich wieder gut Fuß fassen. Leider wurde ich nach ein paar Vorstellungsgesprächen des Besseren belehrt. Die Erfahrungen würden hier den Rahmen sprengen, denke ich. Nur so viel: Ich habe mich in dieser Zeit richtig schlecht gefühlt, weil das Mama-Sein mit sehr viel Negativem behaftet wurde.
Was müsste sich für Frauen ändern – oder müssen sich Frauen ändern oder beides?
Ändern müsste sich: Die Haltung und das Denken der Branche und der Gesellschaft in Bezug auf Mütter, wobei ich Väter nicht ausschließen möchte. Es geht einfach um das Thema Familienleben. Dabei gib es schon einige, die dabei sind, tolle Möglichkeiten zu schaffen. Dass sind die Betriebe, die es verstanden haben, das Mamas (es sind derzeit eben vor allem Mamas) mit ihrer Leidenschaft zur Gastronomie und Hotellerie eine Bereicherung sind, weil sie so viel tolle Potentiale in das Unternehmen tragen.
Aber nicht nur das, es gibt viele Bereiche bei denen wir alle gemeinsam durch offene Gespräche mehr für Frauen erreichen können. Miteinander – durchs Reden kommen die Leut zam.
Was waren/sind die wichtigsten Zutaten zu deinem Erfolg?
- Durchhaltevermögen,nicht aufgeben und immer weitergehen
- Mein Warum, das mich täglich begleitet und ich Freude an meinem Tun haben kann.
- Neue Wege finden, wenn man hinfällt
- An sich selbst glauben und weniger auf andere hören
- Emotionen durchleben und neuen Mut schöpfen
- Als Leader, Empathie, Transparenz, Ehrlichkeit, Werte und Ziele für unser gemeinsames Warum im Team definieren.
Was würdest du dir heute selbst raten, wenn du als dein jüngeres Selbst vor dir stehen würdest?
Mandy sei nicht so zögerlich, trau dir mehr zu und höre nicht immer auf andere. Die Zukunft wird bombastisch hab Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten. Vor allem aber schau nicht nur das du beruflich einen tollen Weg hinlegst der dir Freude macht, schau öfter mal auf ALLE Lebensbereiche und ob es dir wirklich gut geht.
Die Gastronomie und Hotellerie KANN einen öfter mal auffressen und spuckt einen erst nach ein paar Jahren wieder aus und dann schaust du dich um und hast vielleicht viele Dinge wie Familie, Freundschaften und Gesundheit vernachlässigt. Achte gut auf dich und sag auch mal NEIN!
Möchtest du etwas erzählen, dass dir besonders wichtig ist?
Oh, da gibt es so viel aber ich habe wirklich ein Thema, das mir im Moment sehr am Herzen liegt.
Zum einen geht’s um die Lehrlingsausbildung in unserer Branche, bei der wir noch sehr viel Positives bewirken können. Es geht mir dabei vor allem um die Vernetzung von Lehrlings-AusbilderInnen aus der Gastronomie und Hotellerie und deren Weiterbildung.
Diese Position ist in unsere Branche sehr verschwommen und wird oft als Side-Job einfach mal einem Mitarbeiter dazu gegeben. Am Ende, wenn nicht gerade eine Pandemie um sich schlägt, bleibt wenig Raum und wenig Ressourcen für die Ausbildung. Es gibt viele Baustellen, die wir nur gemeinsam zukunftsorientiert weiterentwickeln können und dafür möchte ich in den Austausch mit Menschen gehen, die nicht in der Personalabteilung arbeiten sondern jeden Tag die Arbeit mit den Auszubildenden gestalten.
Ich habe den ersten AusbilderInnen Think-and-DO Tank der Gastronomie und Hotellerie ins Leben gerufen, damit wir gemeinsam und mit Begeisterung Zukunft der Lehrlingsausbildung gestalten können (s.a. unten)
Mandy, vielen Dank für diese ausführlichen Antworten, die eigentlich drei Porträts füllen würden – aber nun haben wir eigen guten Eindruck dazu, wer Du bist und für was Du brennst und warum wir so froh sind, dass du bei uns bist.
Alle Infos zum Ausbilderinnen Think and DO Tank und zum Mehrwert für GastgeberInnen findest du hier
Direkt erreicht Ihr Mandy unter dieser Eamlmandy-engelhardt@gmx.at
Mandy Podcast findet ihr hier (und überall, wo’s Podcasts gibt)