Love in a Bowl

Niki Lukas Greenkarma

Das „Greenkarma“ gibt es in Düsseldorf seit 1,5 Jahren (Stand Sommer 2019) und – der Laden brummt. Das Konzept der Psychologin Nikki Lukas ist aufgegangen: Gesundes Essen in schöner Atmosphäre, ein bisschen (echtes) Bali-Feeling und ein ganz besonderer Spirit, eben genau zum Unternehmensleitspruch „Love in a Bowl“ passend. Ich habe mich mit der Besitzerin im Greenkarma getroffen und im Gespräch – und beim Verzehr einer der wirklich sehr leckeren (jawoll ich benutze dieses Wort) Salatbowls gelernt, warum sich Karma, Liebe und ein gesunder Geschäftssinn wunderbar vertragen. Zunächst aber zum Konzept.

Greemkarma innenBei Euch gibt es „Love in a Bowl“ – seid Ihr also ein Teil des Bowl-Trends?

Wenn jemand das unbedingt so sehen will, meinetwegen. Aber was wir wirklich sind, ist eine Salatmanufaktur. Aber da Du ja Salat schlecht aus der Hand essen kannst – in was füllst Du ihn? In eine Schüssel! Und die heißt eben „Bowl“. Somit fallen wir wohl automatisch in diese neue kulinarische Welle. Das ist aber letztlich nicht das was uns ausmacht.

Das bedeutet also, bei Euch geht es nur um SALATE, nicht darum, alles mögliche in eine Schüssel zu werfen und es dann Bowl zu nennen. Entschuldige, aber leider findet man das ja immer öfter.

Ja genau! Natürlich gibt es auch in unseren Salaten mal Quinoa, Süßkartoffeln oder Wildreis, aber es bleiben eben immer noch Salate, auch in der lauwarmen Version übrigens.

Bowls im Green KarmaWie kommst Du zu den Rezepten?

Ganz zu Beginn habe ich verschiedene Rezepte entwickelt, dann ein Excel-Sheet mit den Namen erstellt und Freunde zur Verkostung eingeladen. Die mussten dann anonym bewerten. Und alle Rezepturen, die auch nur neutral bewertet wurden, sind gleich rausgefallen. Heute macht es mir große Freude mit meinem Team immer neue Salate zu kreieren, wie unsere Seasonals. Dann stehen wir alle in der Küche, kombinieren, probieren und feilen bis wir alle überzeugt sind.

Deine Salate sind ja eine kleine kulinarische Weltreise.

Ja, wir haben mexikanische Salate, orientalische, italienische, den klassischen Caesar Salad – oder auch den Pura, den Du gerade isst. Pura sind die Tempel auf Bali. Da sind, neben dem Salat-Mix drin: Wildreis, Brokkoli, Rotkohl, Möhren, Gurken, Erdnüsse, Sweet Thai Peanut Dip, Roasted Chicken  und ein Creamy Peanut Dressing – Erdnüsse gehören in Bali auch einfach zur Esskultur dazu.

Salat Pura GreenkarmaEs schmeckt köstlich. Apropos Bali. Das ist ja eine große Liebe von Dir. Auf Deiner Website heißt es ja auch „Your healthy Bali moment is just one click away“ 

Das stimmt. Deswegen haben wir auch bei der Einrichtung mit Produzenten aus Bali zusammen gearbeitet. Wir suchen unsere Partner selbst vor Ort aus, organisieren den Transport und zahlen faire Preise. Ohne Zwischenhändler bleibt das Geld dann auch bei den tollen kleinen Manufakturen, die sich mit unseren Möbeln so viel Mühe geben. Und die Menschen, die dort arbeiten sind auch ein bisschen stolz, dass ihre Produkte dann hier, tausende Kilometer weit, eine ganz besondere Atmosphäre zaubern.

Um noch einen Spruch von Euch aufzugreifen. Auf den Team-Shirts steht: „Wild heart, gipsy soul“. Lernt man Dich kennen, passt das ziemlich gut. Aber all diese Dinge wie Karma, Liebe, gipsy soul“ werden ja nun nicht gerade mit Business-Erfolg verbunden – es sei denn man denkt gleich an Sekten.

(sie lacht) Also eine Sekte sind wir ganz sicher nicht, aber Du hast schon Recht. Für manche Hardliner passt das nicht zusammen. Dabei sind geschichtlich Unternehmen schon immer gegründet worden, um der Gemeinschaft einen Nutzen zu bringen.  Das kann ich aber nur, wenn ich rentabel bin, sonst bin ich relativ schnell weg vom Fenster und kann für die Gemeinschaft auch keinen Beitrag leisten.

Du sprichst von Social Entrepeneurship?

Ja, das ist ja auch das Schöne an unserer Zeit. Ganz allmählich verstehen viele, dass Gutmensch und Business-Person zusammenpasst. Wir sind heute nicht mehr Steinbeißer ODER Hippie. Natürlich gibt es noch das eine oder das andere Extrem und für sehr konservative Menschen polarisieren wir vielleicht. Aber das ist auch gut so. Du kannst und willst es ohnehin nicht jedem Recht machen. Wenn man die Menschen mit blühendem Herzen anspricht, kommen sie auch. Und von denen, die sich davon angesprochen fühlen  – übrigens auch viele Business-Menschen mit dem Handy vor der Nase, das sie dann auch mal gerne ablegen – gibt es ja Gott sei Dank doch mehr als man denkt.

Apropos Business, wie hast Du denn die Finanzierung hinbekommen?

Aus eigenen Mitteln und mit einer Bank an unserer Seite, die an uns geglaubt haben.

Es ist aber auch gut, wenn man selbst verantwortlich ist, das bringt einen raus aus dem Autopiloten, aus der eigenen Komfortzone, und das finde ich wichtig. Es gibt für meinen Geschmack zu viele hochgeförderte Start-Ups, die sich dann zu sehr in Sicherheit wiegen und auf den immer weiter fließenden Fluss an Kapital verlassen. Ich persönlich finde Bootstrapping viel spannender und nachhaltiger. Wer auch mal durch rauhe See gesegelt ist, wird auch ein guter Kapitän.

Da spricht auch ein wenig die Psychologin. Du bist ja auch nach wie vor noch halbtags in Deiner Praxis.

Ja, und auch wenn es natürlich manchmal ein Spagat ist. Außerdem bin ich ja, was das Greenkarma angeht, Unternehmerin und nicht selbstständig.

Und als Unternehmerin musst Du nicht vor Ort sein?

Wraps im GreenkarmaDas meine ich gar nicht. Selbstständig ist man, wenn man seine Leidenschaft (oder auch nur seinen Job) als One-Man-Show praktiziert oder, wie ich bei der Psychologie, eine Einzelpraxis eröffnet. Aber als Unternehmerin muss ich Strukturen schaffen und etwas aufbauen. Und zwar so gut, dass es theoretisch auch ohne mich läuft. Man darf sich da persönlich nicht zu wichtig nehmen und sich nicht zum Zentrum des Ganzen machen. Da wäre dann zu viel Ego und zu wenig Weitblick drin. Eine Unternehmerin will etwas Großes schaffen und auch andere damit einbinden und fördern. Sowieso nicht den ganzen Tag vor Ort zu sein, ist dafür eine gute Übung. Und ich habe ein großartiges Team.

Die nächste Fragen – ich weiß es – würde ich einem Mann gar nicht stellen, aber ich bin eben trotzdem neugierig. Wie sehen Deine Kinder Deine Tätigkeiten?

Für uns gemeinsam als Familie ist das eine spannende Reise und ich bin stolz, dass ich meinen beiden Töchtern (9 und 12) ein Vorbild sein kann. In Deutschland erzieht die Schule ja leider nur in Richtung Arbeitnehmer. Da gibt es keine Schulprojekte oder Summercamps, wo die Kinder eigenen kleine Unternehmen (zum Beispiel einen Limonandenstand) aufbauen und führen dürfen. Und meine Kindern fiebern bei uns mit. Am Anfang haben sie mich immer gefragt: „Wie viel Geld bleibt denn in der Kasse?“ Und weil sie das in Gesprächen mitbekommen haben, auch: „Und wie viel bleibt dann übrig, wenn man das und das abzieht?“ So lernt sich Mathe dann ganz von alleine. Sie sehen, wie da langsam etwas wächst, aber auch dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist.

Was ja viele Erwachsene leider erst in bitterer Erfahrung lernen. Wir müssen aber noch ein ganz wichtiges Thema ansprechen. Dein Ziel mit dem Greenkarma ist ja nie einfach „Ein Restaurant in Düsseldorf“ gewesen.

Nein, schon sehr früh hat mich das Thema Systemgastronomie fasziniert; also Konzepte wie McDonalds oder Domino-Pizza, auch wenn das nicht meine Lieblingsprodukte sind. Es hat mir schon immer den größten Respekt abverlangt, dass es jemand schafft, überall auf der Welt gleichschmeckendes Essen hinzubekommen. Und dass in den einzelnen Restaurants alles an seinem Platz ist und es für jeden Handgriff bestimmte Abläufe gibt. Das muss man erst einmal hinbekommen. Davon bin ich ein großer Fan,

Denkst Du also an Franchising?

Nein. Ich bin zwar angetreten, um hier einen Prototypen zu schaffen, ein System also, das sich dann multiplizieren lässt – aber ich möchte es nicht ins Franchise geben. Denn ich denke, dass wir nicht nur einen sehr hohen Anspruch an unsere Produktqualität haben, sondern auch einen gewissen Teamspirit, der sich ganz schlecht in ein Franchise-Konzept zwingen lässt. Und gerade den möchte ich auf keinen Fall verlieren. Also lieber eigene Restaurants führen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das mit Partnern, die wir nun an unserer Seite haben schaffen werden.

Hast Du schon erste Fühler ausgestreckt?

Ja! Wir stehen kurz vor der Unterschrift des Mietvertrags für unser zweites Restaurant und sind völlig aus dem Häuschen. Die Fläche ist zweieinhalbmal so groß. Da können wir uns richtig austoben und eine gesunde Oase schaffen. Wir freuen uns schon sehr auf das neue Umfeld und auch die Erweiterung unseres Teams.

Als Gastro-Unternehmerin und Psychologin: Wie siehst Du eigentlich die Chancen von Frauen in der Gastronomie?

Ganz ehrlich, da sollte doch gar kein Unterschied sein. Vieles hat aber auch mit der eigenen Einstellung zu tun. Wenn ich mich wie ein Mäuschen gebe, werde ich auch wie ein Mäuschen behandelt. Alles andere wäre von meinem Gegenüber ja auch respektlos. Natürlich gibt es auch Frauen, die sehr selbstbewusst auftreten und dann richtig eine vor den Bug bekommen.

Aber ich bin fest davon überzeugt, dass eine Frau, die Kompetenz und Auftreten verbindet, von den meisten Männern ernst genommen wird. Vielleicht tun wir ihnen da auch manchmal etwas unrecht, denn es sind auch oft die Geister, die wir selber riefen. Und dann müssen wir uns auch nicht wundern, dass sie uns anders behandeln, wenn wir uns selbst anders  geben. Ich arbeite unheimlich gerne mit Männern zusammen, da so mehr Ideen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zusammen kommen.

Aber dazu muss man tatsächlich erst mal ein gutes Selbstbewusst sein haben.

Ja, natürlich. Aber denk’ doch mal an die Schule zurück. Da wussten wir doch in Sekunden bei jedem neuen Lehrer der durch die Tür kam, wie viel der sich gefallen lassen würde. Oder versuche mal an der Bushaltestelle die Leute freundlich anzulächeln. Die meisten werden zurück lächeln. Warum machen wir das nicht viel öfter? Die eigene Einstellung zu sich selbst und anderen, was wir heute so modern Mindset nennen, und die damit verbundene Ausstrahlung ist enorm wichtig.

Und wenn dann doch einer anfängt mit: Sie als Frau…

Dann muss ich ihn doch fragen: „Ach, ich dachte, es ginge hier um Kompetenz. Ich dachte Sie wollten den Besten für den Job. Ich wusste nicht, dass es hier um unterschiedliche Körperformen geht.“ Ich denke, in 95 Prozent der Fälle ist die Diskussion dann beendet. Ansonsten möchte man dort doch sicherlich auch nicht arbeiten.

Wenn man es schafft, das aus vollem Herzen zu sagen, hast Du sicher Recht. Aber wahrscheinlich geht es tatsächlich darum, auch einfach zu wollen und dann zu machen. Du hast mir vorher von etwas erzählt, das Du vor kurzem gelesen hast – und das würde ich gerne an den Schluss dieses sehr inspirierenden Gesprächs setzen.

Ja, das kennt man üblicherweise in der Version. „Was würdest Du bereuen, wenn Du morgen sterben müsstest“, aber so finde ich es noch besser: “Worum würde man bitten, wenn der Tod anklopft und sagt: „Jetzt ist es soweit!“. Die meisten würden wahrscheinlich sagen: „Oh Moment, ich brauche aber noch ein bisschen Zeit. Ich muss einigen Menschen noch was sagen und ich hab’ noch ein paar Sachen auf meiner To-Do-Liste, die ich immer unbedingt machen wollte.“ Und was würde der Tod antworten: „Ej ich hab dir so und soviel Jahre gegeben, à 52 Wochen à sieben Tage! Was hast Du denn daraus gemacht?!“

Link zu Greenkarma

Übrigens Nikki Lukas fast live erleben kann man auch in einem You Tube Video, das bei einer Veranstaltung von Rising Spoon (Das Düsseldorfer Netzwerk zu aktuellen Trends in der Gastronomie) mit Unterstützung der METRO aufgenommen wurde.