Film „The Heat“

The Heat – a kitchen (r)evolution – ein Film, der Mut macht.

Ich wusste, dass ich es nicht zur Berlinale nach Berlin schaffe. Aber diesen Film wollte ich unbedingt sehen – also habe ich ihn mir aus den USA bestellt – und mir gestern angeschaut. Vorab: Es lohnt sich.

Worum geht’s in dieser Doku der mehrfach ausgezeichneten amerikanischen Journalistin Maya Gallus?

Ausgehend von der Tatsache, dass in Amerika weniger als 20 Prozent der Köche in der Restaurantbranche Frauen sind (was bei uns ja ähnlich ist) hat sie sich mit sechs Köchinnen unterhalten und ihnen über die Schulter geblickt: Anne-Sophie Pic, die Königin der Französischen Küche); Angela Hartnett, ehemaliges Protegé von Gordan Ramsey und heute in GB selbstständig), Anito Lo, die ihr New Yorker Sternerestaurant Annisa nach 17 Jahren schließt; Amanda Cohen vom preisgekrönten New Yorker Restaurant Dirt Candy: Victoria Blamey von der Greenwich Villages Chumley’s in New York; Suzanne Barr von Toronts trendigem Saturday Dinette.

In „The Heat – a kitchen (r)evolution“ geht es um Fragen wie: Wie haben sich diese Frauen auf ihrem Weg nach oben in der (Männerdomäne der) professionellen Küche durchgesetzt? Haben Frauen einen anderen Umgangston, wenn sie Chef sind? Oder werden sie anders beurteilt? Oder gibt es auch Frauen, die so gar nicht „weiblich“ agieren?

Können sich Frauen vielleicht auch nicht so gut vermarkten.? Dazu Anita Lo im Film: „Männer kochen für den Erfolg, Frauen für die Liebe.“ Oder ist es – auch in den Medien – vielleicht einfach Trend, die taffen jungen Küchenchefs zu promoten, die mit jeder Menge Tattoos jede Menge Action und Party machen?

Der Film stellt auch fest: Es gibt eine Ironie in all dem: Frauen haben einmal gekämpft, um aus der Küche zu kommen und müssen jetzt kämpfen, um wieder hinein zu kommen. Dies ist aber keine Frauenfrage, sondern eine gesellschaftliche. The Heat ist ein Film, der zu unserer Zeit spricht.

Und wie fand ich ihn“The Heat“?

Dieser Film ist unbedingt sehenswert, obwohl er natürlich seinen Schwerpunkt schon in der amerikanischen bzw. anglo-amerikanischen Restaurantszene hat. Alles wird dort ein bisschen emotionaler und vielleicht damit auch krasser ausgedrückt (was nichts Schlechtes ist!).

Prinzipiell unterscheiden sich die Erfahrungen der Frauen allerdings sicher nicht von denen der Köchinnen in Europa oder im deutschsprachigen Raum (wie ich ja auch in meinem Buch zeige). Allerding bringt die Begleitung mit der Kamera, das Drehen auch mitten im Service, noch einen ganz andere Nähe.

Ich finde die unterschiedlichen Geschichten der Frauen faszinierend: Von der Afro-Amerikanerin Suzanne Barr, die von ihrem Vater hörte „No daughter of mine is cooking for someone white in his kitchen. That was the job of coloured women too long!“ und die heute mir ihrem Lokal für ihre kleine Familie (ihren weißen Ehemann und den gemeinsamen Sohn) sorgt. Bis zu Ann Sophie Pic, die das Drei-Sterne-Restaurant ihre Vaters ganz plötzlich nach seinem Tod übernehmen musste und vom Küchenteam alles andere als akzeptiert wurde.

Und ich habe etwas gelernt, was ich a) nicht wusste, und was b) tatsächlich ziemlich bezeichnend über die Stellung von Spitzenköchinnen ist:

Die erste Frau, die drei Michelin Sterne erhielt, war 1933 Eugénie Brazier in Lyon. Und sie war auch die erste Person, die mit ihren beiden Restaurants insgesamt sechs Michelin Sterne erhielt. Als Alaine Ducasse 1998, ebenfalls für zwei Restaurants, insgesamt sechs Sterne erhielt (später für drei Restaurants sogar neun, aber darum geht es hier nicht), titelte die berühmte New York Times. „A First for Michelin Guide: One Chef Wins Six Stars“. !!!!!

Über den Film will ich hier gar nicht mehr erzählen, denn Ihr solltet ihn Euch besser selbst anschauen – leider gibt es noch kein Datum, wann er – außer der Vorführung während der Berlinale – in Deutschland zu sehen sein wird.

Ich habe die DVD über Amazon bestellt. Dazu sei nur bemerkt: Um ihn anzuschauen braucht Ihr entweder einen Videoplayer, der den amerikanischen Code erkennt, oder Ihr schaut über ein internes oder externes DVD-Laufwerk am Computer (meiner hat das einwandfrei akzeptiert)

 

Bildnachweis: Alle Bilder sind Ausschnitte aus dem Film, Courtese Red Queen Production

 

Maya Gallus ist eine mehrfach preisgekrönte Filmemacherin, die in vielen ihrer Filme einen weiblichen Blick auf zeitgemäße Themen legt. Die Red Queen Productions gründete sie 2003 mit ihrer Partnerin Justin Pimlott.