Maja Kirsch liebt das große Feld der Gastronomie – aus Erfahrung! Maja Kirsch ist vor allem eines: neugierig auf neue Menschen, neue Erfahrungen, neue Ideen. Und da sie all das in ihren Berufsalltag einbringt, ist sie auch ganz erstaunt, wenn ihr Mann ihr sagt: „Du arbeitest zu viel!“ „Wieso, wann denn?“ fragt sie dann zurück. So empfindet man nur, wenn man wirklich liebt, was man tut, ohne sich selbst dabei zu verlieren. Aber das musste auch Maja erst lernen.
Majas Antworten auf den Culinary Ladies Fragebogen
Maja, was genau machst Du heute beruflich?
Ich lebe meine Berufung als Beraterin, Nachwuchs Mentorin und Zukunftsgestalterin in Familienunternehmen. Ich liebe Menschen, Neues zu gestalten und beides mit Genuss zu verbinden.
Eigentlich wolltest Du Fußballerin werden?
Ja, eine Zeit lang träumte ich von einer Karriere als Fußballerin. Eine Verletzung und die damaligen Verdienstaussichten ließen mich aber im wahrsten Sinne des Wortes hart auf dem Boden der Wirklichkeit aufkommen. Vorbei war es mit einer Profi-Karriere.
Nach dem Wirtschaftsabitur wollte ich dann eigentlich als Stewardess die Welt erkunden, so war meine Ausbildung in der Hotellerie und Gastronomie zunächst eine logische Konsequenz. Die Stewardess wurde es allerdings nie: Dafür könnte man meinen Werdegang als gelernte Restaurantfachfrau, Köchin und Sommelière kurz und knapp in Worte als Verbindung von Beruf und Berufung bezeichnen.
Du hast aber auch von Anfang an immer weiter gedacht. Service war nicht genug, da gab es ja noch das Thema Wein …
Stimmt, schon während meiner Ausbildung in Hannover entdeckte ich meine Leidenschaft zum Wein und dessen vielfältige Möglichkeiten, mit ihm echte Begeisterungsmomente zu schaffen. Nach lehrreichen Wanderjahren unter anderem im Landhaus Scherrer, Louis C. Jacob und der Schwarzwaldstube von Harald Wohlfahrt in Baiersbronn kehrte ich nach Hannover, genauer gesagt nach Schulenburg an der Leine zurück, um dort gemeinsam mit meinem damaligen Freund seine Eltern im „kleine Restaurant“ zu unterstützen.
Aber auch das war noch nicht genug und es wurde zu viel …
Fachlich waren wir top ausgebildet, jetzt galt es, sich noch die betriebswirtschaftlichen Kompetenzen für den Generationenwechsel anzueignen. Hotelfachschule in Hannover am Vormittag, Küche und Service am Abend sowie an den Wochenenden waren eine große Herausforderung.
Die größte Herausforderung von allen hatten wir jedoch nicht gesehen, weil wir nicht hinschauen wollten. Wir haben die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen, unserer Familie und unsere eigenen, nicht als wichtig angesehen. Unsere Antreiber waren der unglaubliche Erfolg der Neuausrichtung und die eigene Selbstverwirklichung. Dabei blieben enttäuschte Erwartungen, fehlende Bedeutsamkeit und schwindende Kräfte in der Dunkelheit, wir wollten sie nicht sehen. 2005 hieß es STOPP mit einer Vollbremsung und einem langen Klinikaufenthalt. Da hatte mir mein Körper ganz deutlich gezeigt, was ich lange nicht sehen wollte. Nichts ging mehr.
Der Preis, den ich danach für meine Unabhängigkeit und Gesundheit zahlte, war hoch: Mit 25 Jahren fing ich nochmal ganz von vorn an.
Was bei Dir nicht bedeutete, einfach weniger zu arbeiten, sondern Dich anders zu konzentrieren …
Meine Liebe zum Wein zog mich schnell wieder zurück in eine Weinregion und ich vertiefte meine Ausbildung zur Sommelière u.a. dank eines Stipendiums der S.U. Deutschland unter der Leitung von Markus del Monego und Guy Bonnefoit.
Mit meinem Wechsel 2008 in den Fach- bzw. Großhandel verantwortete ich diverse Positionen im Ein- und Verkauf: vom Fachberater über Key Account Management bis hin zur strategischen Einkaufsleitung eines Zustellgroßhandels.
Meiner Leidenschaft nach gutem Essen und Trinken gepaart mit inspirierenden Begegnungen mit Menschen blieb ich dabei treu.
Dann kam die Familiengründung – bei Dir nicht etwa mit einem Rückzug aus dem Beruf verbunden
Die Geburt meiner Tochter und die uneingeschränkte Unterstützung meines Mannes ermutigten mich, diesmal allein, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. 2014 gründete ich meine eigene Beratung für Prozess und Genuss und unterstütze seitdem Familienunternehmen und Herzblutgastronomen bei der Ausbildung und Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter sowie der Optimierung von Abläufen und Prozessen. Im Mittelpunkt meiner Beratung stehen immer Menschen, Qualität, Authentizität und Genuss. So bin ich ständig auf der Reise des guten Geschmacks!!!
Die Pandemie hat das Feld der Gastronomie nicht gerade einfacher gemacht. Wie bist Du damit umgegangen?
Es geht mir gut, ich habe die Monate des Lockdowns genutzt, um noch klarer herauszufinden, was ich wirklich will. Ich habe viel an mir und meinem Unternehmen gearbeitet, eine Ausbildung zum Kinder- und Jugendcoach und anschließend noch zum Familiencoach gemacht. Das ermöglicht mir, meine Kunden und vor allem ihre jungen Mitarbeiter noch persönlicher zu begleiten.
Maja, wie beschreiben Dich Deine Freunde?
Voller Energie, emotional, ehrlich, vertrauensvoll, spontan, flexibel, Gastgeberin, humorvoll, manchmal zu perfektionistisch, impulsiv und selbstkritisch, aber immer bereit, neue Wege zu gehen und andere mit ihren Ideen zu begeistern und mitzureißen. (Anmerkung Stephanie Bräuer: Das kann ich voll unterschreiben. Danke, dass Du diesen Spirit auch in die Culinary Ladies bringst!)
Was macht Dir am meisten Spaß an deinem Beruf, was am wenigstens und warum?
Ich liebe Menschen und ihre Entwicklung, Neues zu gestalten und beides mit Genuss zu verbinden. Schwer fällt es mir manchmal, wenn Ideen und Veränderungen nicht direkt, konsequent und voller Leidenschaft umgesetzt werden. Traurig macht mich der Ruf unserer vielseitigen Branche und der damit verbundene Kampf um Mitarbeiter und Nachwuchskräfte.
Ich glaube, es ist wirklich manchmal schwer, wenn die Leidenschaft, die einen selbst antreibt, andere zwar ansteckt, aber nicht in Bewegung bringt. Aber Menschen wie Du brauchen wir trotzdem. Und wenn es nur eine/r von 100 ist, hast Du doch schon etwas erreicht. Und es sind sicher mehr!
Weiter in unserem Fragebogen: Was ist Mut für Dich?
Mut bedeutet, seine Komfortzone zu verlassen, Neues zu gestalten und sich dabei auch Fehler zu erlauben. Mut bedeutet aber auch, authentisch zu sein, sich nicht verbiegen zu lassen, andere Meinungen und Sichtweisen anzunehmen und sich immer wieder selbst zu reflektieren – mit dem Anspruch, jeden Tag ein Stückchen besser zu sein als gestern.
Hast Du je das Gefühl gehabt, es als Frau schwerer zu haben?
Ja, auf jeden Fall. Als Frau in Führungsposition wurde mir immer wieder meine Empathie und Emotionalität als Schwäche vorgeworfen. Als Frau und vor allem als Mutter musste ich immer wieder beweisen, dass ich Beruf und Familie vereinbaren kann und dabei wurde es mir vor allem in Familienunternehmen oft nicht leicht gemacht. Meine Flexibilität und Spontanität wurden oft von männlichen Kollegen herausgefordert, ohne auf die Bedürfnisse meiner Familie Rücksicht zu nehmen.
Hast Du Kinder? Wenn ja, wie läuft die familiäre Arbeitsteilung?
Mein Mann und ich haben eine wundervolle Tochter. Und ich behaupte mal, bis März 2020 waren unsere Rollenbilder alles andere als klassisch verteilt. Mein Mann ermöglichte mir 3-4 Tage die Woche deutschlandweit Messen und Kundentermine wahrzunehmen. Schon immer gab er mir Raum für meine persönliche Entwicklung, oft auch zulasten der Familienzeit. Für Außenstehende war ich immer die Reisende und er der Vater und Hausmann. Doch auch er hat seine Karriere bei der Polizei gemacht, und sein Schichtdienst ermöglichte uns dieses Modell. Durch Corona habe ich viel auf Online Treffen umgestellt und arbeite neben dem Homeschooling aus dem Homeoffice. Ich sehne mich jedoch auch ein wenig nach den Zeiten abends allein im Hotelzimmer zurück.
Was ist für Dich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, gemeinsam mit meinen Kunden zu wachsen, Leichtigkeit im Business zu verspüren und finanziell unabhängig zu sein.
Was waren/sind die wichtigsten Zutaten zu Deinem Erfolg?
Netzwerken, Menschen miteinander zu verbinden und in Verbindung bleiben. Sich immer wieder flexibel den aktuellen Herausforderungen und Gegebenheiten zu stellen sowie neue Ideen zu entwickeln und diese auch umzusetzen.
Bist Du schon mal so richtig gescheitert – und wenn ja, wie ging es weiter?
Leider nicht nur einmal, jedoch bin ich jedes Mal stärker und klarer aus der Situation hervorgegangen. Heute bin ich dankbar für die Herausforderungen, die mir das Leben gestellt hat, denn sie haben mir gezeigt, dass ich vieles schaffen und bewegen kann.
Was würdest Du Dir heute selbst raten, wenn Du als Dein jüngeres Selbst vor Dir stehen würdest?
Glaube an Dich, vertrau auf Dein Bauchgefühl und Du schaffst Alles, was Du Dir vorstellen kannst!
Was macht Dich richtig wütend ?
So richtig wütend machen mich Vorurteile und die damit verbundene Ignoranz. Besonders regen mich Vorurteile gegenüber anderen Kulturen, Glauben und anderen Menschen auf. Für mich war und ist es noch immer kaum zu ertragen, wenn ich hier in Deutschland Ablehnung und Hass gegenüber Flüchtlingen sehe. Natürlich ist Integration schwierig und auch ich bin in meiner Erfahrung an meine eigenen Grenzen gekommen. Aber zu helfen, menschlich / christlich zu sein, ist nun mal nicht einfach, sondern sehr herausfordernd.
„Vielfalt ist Reichtum, niemals Bedrohung! Ich liebe diesen Satz! Denn der Kontakt zu anderen Kulturen, Sprachen und eben auch Essen hat mein Leben schon immer so viel bunter und reicher gemacht.“
Liebe Maja, vielen Dank, dass Du unseren Fragebogen so ehrlich und ausführlich beantwortet hast – und für diesen Schlusssatz!
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