Anja Tanas, Culinary Ladies

Mit „Essen und Putzen“ zum WDR

Anja Tanas, Foodjournalistin, TV-Macherin und Lebens-Liebhaberin

Das Thema „Essen“ begleitet Anja Tanas seit fast 30 Jahren, seit sie im Hotel eine Ausbildung machte und dann im westfälischen Münster zur Diplom-Oecotrophologin wurde. Wie sie selbst sagt, hat sie also  „Essen und Putzen“ studiert. Hier mehr über ihren Werdegang, ihre Erfahrungen als Frau.

Anja Tanas, Culinary Ladies PorträtDie perfekte Basis für das, was du heute machst – vor der Kamera.

Stimmt. Mittlerweile habe ich über 20 Jahre Berufserfahrung als Journalistin auf dem Buckel. Für den WDR kam ich nach Köln. Food, Gesundheit, Umwelt- und Verbraucherschutz sind meine Themen. Unzählige Kochsendungen durfte ich produzieren, engagierte Erzeuger und Genusshandwerker, aber auch ambitionierte Wissenschaftler kennenlernen.

Habe ich die Chance, vor der Kamera zu stehen, macht mir das besonders viel Freude. Es ist ein großes Privileg, wenn man im Fernsehen darüber sprechen kann, was man liebt. Foodjournalismus ist also mein Job, ebenso das Kreieren von Rezepten. Und manche davon koche ich als Selfmade-Köchin vor der TV-Kamera.

Dabei habe ich keinen besonderen Fokus, durch die „WDR Heimathäppchen“ habe ich aber eine besondere Expertise rund um regionale Kost. Und auf meinem Blog gibt es nur Gerichte ohne Fleisch.

Erzähle uns kurz deine Geschichte: gibt es ein (oder mehrere) Ereignisse, die dich geprägt haben – und wenn ja, welche und wie?

Anja Tanas. Culinary Ladies Porträt purIch bin in einem kleinen Dorf in der Nähe von Hannover aufgewachsen. Ich fand das zwar schön, hatte aber immer schon große Sehnsucht nach der Ferne in mir. Außerdem liegen mir Menschen am Herzen, daher wollte ich in die Gastronomie, dann die Hotellerie, um alle Gäste zu verwöhnen. Eigentlich war es auch noch mein Traum, ins Ausland zu gehen und auch dort zu bleiben. Es kam anders, wegen der vermeintlichen großen Liebe und der Gesundheit.

Dann das Studium – danach wollte ich gern in die Gemeinschaftsverpflegung. Aber auch das kam anders – im positiven Sinn. An dem Tag, als eine Professorin von einem Ernährungsformat beim WDR erzählte, wusste ich: Das will ich. In dem Moment wurde ich wahrlich geprägt auf die Medien, innerhalb von einer Minute! Seitdem spielen Medien und die Massenkommunikation eine große Rolle in meinem Berufsleben. In die Ferne will ich bis heute – schön, dass ich jetzt ein kulinarisches Reiseformat produzieren darf für den WDR.

Wobei Reisen in den letzten Monaten nicht soo das Thema war. Wie geht‘s dir gerade?

Persönlich sehr gut, Danke. In Hinsicht auf das Leiden in der Welt, jetzt durch die Pandemie noch einmal verschärft, spüre ich aber dauerhaft einen latenten Stress und auch eine Traurigkeit in mir.

Wie beschreiben dich deine Freunde?

Anja Tanas "Turbulentes Wesen" Culinary LadiesAls äußerst turbulentes Wesen. Dort, wo ich bin, ist immer was los und wenn was los ist, dann bin ich immer dabei. Außerdem gelte ich wohl als recht zuverlässig und bin bereit, für gute Freunde immer einen Schritt weiterzugehen als normal üblich. Freunde sind für mich meine Familie.

Hast du Vorbilder, wenn ja, welche?

Direkte Vorbilder habe ich eigentlich nicht. Ich habe aber viele Menschen, die ich durchaus bewundere und die mich sehr inspirieren. Es geht dabei natürlich um gute Ideen, aber auch darum, sie mit ganzer Kraft in die Realität umzusetzen. Ich weiß gar nicht, was mich davon mehr fasziniert. Bei diesen Menschen ist es mir dementsprechend auch nicht so wichtig, aus welchem Bereich sie kommen. Ob Wirtschaft, Politik, Gastro, TV oder Sport – wer sich mit ganzer Leidenschaft und riesiger Power der einen Sache hingeben kann, fasziniert mich einfach. Ich selbst bin oft einfach zu sehr „Privatleben-Liebhaber“ und kämpfe nur selten.

Was macht dir am meisten Spaß an deinem Beruf, was am wenigsten und warum?

Am meisten Spaß macht mir die Abwechslung, und dass mich immer das schöne Thema Essen und Genuss begleitet. Ich kann mit unterschiedlichen Medien arbeiten und kein Tag ist wie der andere. Das passt bestens zu meinem Charakter. Tiefe Recherchen, sich in ein Thema fallen lassen, „Up to date“-Sein, oder auch schon mal schnelle Infos raushauen. Das gefällt mir.

Weniger Spaß macht mir teilweise der Umgang mit meinen Auftraggebern, die teils angstvoll und verzweifelt agieren, was dann auch auf meine Arbeit abfärbt. Man kann sich nur noch schwer verlassen auf das, was einem versprochen wurde. Das führt zu Unsicherheit. Und besonders auf freie Mitarbeiter wird gerne schnell mal die „Schuld“ geschoben, um den eigenen Kopf zu retten. Das ist das Negative an meinem Dasein als Freelancer.

Wenn Du Leuten eine Gebrauchsanweisung zu dir geben müsstest, wie würde die lauten?

Gut kommt man mit mir aus, wenn man sich selbst nicht zu ernst nimmt und sich immer mal wieder in Frage stellt. Diskussionen müssen immer freundlich und zugewandt sein, lösungsorientiert.
Probleme mit mir bekommt man, wenn man arrogant und überheblich ist, ungerecht agiert und nicht zuhört. Und wer auf Schwächeren rumhackt, der bekommt die Löwin in mir zu spüren.

Hast du je das Gefühl gehabt, es als Frau schwerer zu haben?

Schon in der Jugend hatte ich immer mal das Gefühl, es als Mädchen schwerer zu haben als die Jungs. Mein Hobby war Reiten, und im Verein haben Männer ganz klar den Ton angegeben. Es wurde oft mit Dominanz und Aggression agiert.
Auch in meiner Ausbildung zur Hotelkauffrau habe ich bemerkt, dass Männer ihre Macht sehr gern ausspielen gegenüber den „Untergebenen“ – vor allem aber den weiblichen Azubis. Ihre Minderwertigkeitskomplexe haben sie an uns abgearbeitet. Teilweise wurde ich regelrecht mit sinnlosen Aufgaben gequält und bin sogar 2x mit einem Nervenzusammenbruch in die Notaufnahme gekommen. Oft gab es miese Sticheleien, wenn man auf die vorhergehende sexistische Anspielung nicht reagierte.
Irgendwann aber hatte ich dann keine Probleme mehr mit Männern. Entweder, weil die Männer in meinem Umfeld einfach echt cool waren, hin und wieder hat es auch ganz einfach an meinem gewachsenen Selbstbewusstsein gelegen. Somit kann ich nicht sagen, dass ich dann in meinem späteren Lebenslauf noch mal negative Erfahrung mit Weiblich- oder Männlichkeit hatte.

Was ist für dich Erfolg?

Erfolg ist für mich, wenn ich nach meinen Vorstellungen leben kann – und dann auch damit zufrieden bin. Monetäre Unabhängigkeit und gleichzeitige Freiheit bei der Auswahl dessen, was ich für das Geld tue. Mir ist es nie danach gegangen, ein größeres Ziel zu erreichen. Ich bin ein Mensch, der stark im Hier und Jetzt lebt.

Was waren/sind die wichtigsten Zutaten zu deinem Erfolg?

Sicher meine offene Art, an Menschen und Situationen heranzugehen. Ich versuche immer, auch wenn es nicht einfach ist, eine Lösung zu formulieren und daran zu glauben, dass das schon klappt. Und sowas hören Auftraggeber eben gern. Ein weiterer Schlüssel zu meinem Erfolg ist meine Flexibilität. Und ich kann ganz klar Rollen erkennen und akzeptieren. Daher schätzt man mich wohl als sehr unkomplizierte Mitarbeiterin. Außerdem kann ich Fehler sehr gut eingestehen, es macht mir überhaupt nichts aus, eine Entschuldigung über die Lippen zu bringen.

Bist du schon mal so richtig gescheitert – und wenn ja, wie ging es weiter?

Nein, nicht dass ich mich an etwas erinnere, was bleibenden Schaden angerichtet hätte. Die eine Tür geht zu, die andere öffnet sich ;).

„Ich würde meinem jüngeren Selbst raten, Kritik anzunehmen, sich aber nicht von anderen Meinungen abhängig zu machen.“

Was war dein größter Fehler?

Mein größter Fehler war sicher, ins Ausland zu gehen und gleichzeitig eine Beziehung in Deutschland zu haben. Das ist zweimal bei mir der Fall gewesen und so konnte ich die Auslandsaufenthalte nicht so genießen, wie ich eigentlich wollte und dort auch nicht so richtig durchstarten. Die Beziehungen waren ohnehin schon zum Scheitern verurteilt und ich habe mir etwas vorgemacht. Heißt: Es ist immer besser, die Realität anzuerkennen und dann auch konsequent zu sein. Das „Rumeiern“ habe ich mir weitestgehend abgewöhnt, damit mein Kopf frei und klar ist.

Was war dein größter Triumph?

Mein größter Triumph war sicherlich, eine eigene Kochsendung im Fernsehen zu bekommen. Das hat sich schon extrem gut angefühlt und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung. Außerdem empfinde ich das große und uneingeschränkte Vertrauen, das mir prominente Kollegen immer wieder entgegenbringen, als einen großen persönlichen Erfolg.

Was waren bisher deine wichtigsten Learnings (bis zu drei)?

1. Mit einer positiven Haltung in Kombination mit Geduld und Freundlichkeit kommt man weiter im Leben.
2. Sich selbst nicht zu wichtig nehmen, ist sehr heilsam und bringt viel Ruhe ins Leben.
3. Nur ich selbst kann mich glücklich machen.

Über was kannst du so richtig lachen ?

Bissige Satire, schlaues Kabarett und lustige Tiervideos.

Was macht dich richtig wütend ?

Wut habe ich mir weitestgehend abtrainiert, es ist für mich ein destruktives Gefühl, das mich viel Energie gekostet, zu unachtsamen Reaktionen gebracht hat und am Ende nichts positiv beeinflusst.

Möchtest du etwas erzählen, dass dir besonders wichtig ist?

Alleinsein ist mir besonders wichtig. Zeit mit mir selbst zu haben, um zu reflektieren und zu entspannen. Den mentalen freien Fall, den liebe ich. Und meinen Mann natürlich ;).

Dass wir Tanja auch lieben, versteht sich auch allen LeserInnnen von selbst, oder?

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